Zu spät

Arndt
Text & Musik: William Wahl

Mein bester Freund hat zwanzig Bitcoins
Ich hab zuhaus noch zwanzig Mark
Ich wollte mir auch welche kaufen
doch ich hab zu lang gespart
Jetzt ist er reich und ich bin sauer
Weil ich immer so lang wart'
Er kauft sich Kaviar im Kaufhof
Ich bei Lidl Fleischsalat

Das Schicksal öffnet mir ein Fenster
Und das Problem ist, ich erkenn's zwar
Doch weil ich so zaudern tu
Ist's, bis ich da bin, wieder zu

Ich bin immer zu spät, zu spät, zu spät

Ich steh bei Esso an der Kasse
Und lass spontan 'nen Rentner vor
Doch leider merke ich erst, als er zahlt:
Das war ein Eigentor
Denn der Kassierer sagt dem Renter
Hinter dem ich jetzt ja steh
Herzlichen Glückwunsch, Sie sind einmillionster Kunde
Hier ist Ihr neuer BMW

Das Schicksal öffnet mir 'ne Türe
Deren Zug ich nicht gleich spüre
Und weil ich falsch entscheiden tu
Ist sie zu früh schon wieder zu

Ich bin immer zu spät, zu spät, zu spät

Ihr alle, die ihr so verwegen seid
Nutzt jede kleinste Gelegenheit
Aber auch ihr kämpft doch vergebens
Mit den wunden Punkten eures Lebens
Ja, jeder leidet unter irgendwas
und ich halt darunter, dass
ich zu lange warte oder brauch und stets den
richtigen Moment verpass'

Er ist immer zu spät, zu spät, zu spät
Ich bin immer zu spät, zu spät, zu spät

New York, Rio, Gütersloh

Arndt
Text & Musik: William Wahl

Türen auf, einsteigen, auf geht's Richtung Autobahn
Losfahren, abbremsen, gleich mal in den Stau gefahren
Stau weg, weiter geht's, rechte, linke, Mittelspur
Gaspedal durchdrücken, Kilometer auf die Uhr
Nachts, mittags, morgens fahren, dauernd im Berufsverkehr
Sind schon ziemlich weit gekommen, viermal um die Welt bisher
Sind fast überall gewesen, haben fast überall gesungen
Standen auf den höchsten Gipfeln, in den tiefsten Niederungen

Und es hat uns überall gefallen
In all den ehrwürdigen Hallen
Und all den abgerockten Sälen
Viel zu viel, um sie zu zählen

Wir kennen jedes kleinste Backstageklo
Zwischen Regensburg und Itzehoe
Zwischen überall und nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh

Wir kennen jeden Kilometerstein
Zwischen Oderbruch und Niederrhein
Zwischen überall und nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh


Ankommen, aussteigen, gleich im Backstage nachgeschaut
Riesenjubel in der Band, Catering ist aufgebaut
Kinderriegel, Milky Way, bestes Zeug als erstes weg
Wutschrei in der Garderobe, auf dem Hemd ein Kaffeefleck
Soundcheck, Abendessen, Showbeginn, Show vorbei
In die Kneipe auf ein Bier, scheiße, es ist schon halb zwei
Hoch aufs Zimmer, Tür auf, Einzelbett, so ein Mist
Einschlafen, aufwachen, keine Ahnung, wo man ist

Im Bad verfliegt der Rest vom Traum
Müdes ,,Hallo" im Frühstücksraum
Der Kaffee dünn, das Radio plärrt
Auf in den Bus, Richtung Konzert

Wir kennen jedes kleinste Backstageklo
Zwischen Regensburg und Itzehoe
Zwischen überall und nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh

Wir kennen jeden Kilometerstein
Zwischen Oderbruch und Niederrhein
Zwischen überall und nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh


Mohn in gelben Sommerwiesen
Rotweißblaue Rollmarkisen
Neon-Möbelhausreklamen
Lauter Fernwehpanoramen
Landschaft wie Kalenderbilder
Bundesländerwerbeschilder
Ein Regenbogen ganz weit oben
Über einer Waschanlage
Und die Welt zieht vorbei in Farbe

Wir kennen jeden Kilometerstein
Zwischen Oderbruch und Niederrhein
Zwischen überall und Nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh

Wir kennen jedes kleinste Backstageklo
Zwischen Regensburg und Itzehoe
Zwischen überall und Nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh

Wir kennen jedes morsche Bühnenbrett
zwischen Heidelberg und Norderstedt
Zwischen überall und Nirgendwo
New York, Rio, Gütersloh

Anna lässt sich scheiden

Text & Musik: William Wahl

So schön hast du die Welt noch nie gesehen
Nichts strahlte je wie dieser Tag
Es ist, als würdest du auf Wolken gehen
Mehr als zu fassen du vermagst
Füllt es dich aus, dieses unverhoffte Glück
Du kannst es kaum beschreiben
Jetzt ist es passiert, die Welt jubiliert
Anna lässt sich scheiden

Nichts, was die Harmonie der Welt noch stört
Die Vögel stimmen ein Loblied an
Vor allen Dingen hat Anna, wie man hört
Alle Papiere schon zusammen
Der Himmel strahlt in dem allerblausten Blau
Und er muss unterschreiben
Du freust dich halb tot, sie schasst den Idiot
Anna lässt sich scheiden

Ganz egal, wie er auch jammert oder fleht
Er wird furchtbar leiden
Der ganze Erdenkreis preist Gott im Dankgebet
Du weißt, jetzt wird's was werden mit euch beiden
Anna lässt sich scheiden

Nun ist der Anlass für dies Freudenfest
Speziell für dich nicht optimal
Denn der Grund, aus dem sie sich jetzt scheiden lässt
Ist der: sie heiratet nochmal
Tja, wie du weißt, hab ich Anna auch sehr gern
Wie soll ich es umschreiben?
Sie mag zwar auch dich, aber heiratet mich
Anna lässt sich scheiden
Zur Feier darfst du bleiben
Anna lässt sich scheiden

Laktosetolerant

Text & Musik: William Wahl

Körperlich bin ich mit mir zufrieden
Von der Figur her lieg ich in der Norm
Mein Gesicht hat 'ne gesunde Farbe
Und meine Nase eine schöne Form
Meine eine Unzulänglichkeit wurd' lange nicht erkannt
Sie ist mir auch sehr peinlich
Ich bin laktosetolerant

Neulich ging ich ins Café und ahnte
Was mir dort mit meiner Schwäche schwante
Denn dort gab es so manches, was ich mag
Aber leider nicht vertrag

Da gab es Dinkeldrinks und Hafermilch aus Soja
Tolle Sachen, über die ich nur nicht froh war
Denn mein Körper baut die alle nur sehr knapp
Oder überhaupt nicht ab

Darum bestellte ich 'nen Milchkaffee mit Kuhmilch
Der Barmann sah so angewidert aus
Er sagte: Mann, du bist so ekelhaft
Nimm den Kaffee und dann hier raus

Ich bin 'ne Schande für dieses schöne Land
Denn ich bin laktosetolerant
Es ist 'ne Behinderung, von keinem anerkannt
Ich bin laktosetolerant


Beschämt durch diesen Vorfall und verdrießlich
Lief ich durch die Straßen, bis ich schließlich
Inmitten lauter junger Leute stand
Und in 'ner Demo mich befand

Die Menschen sahen mich an wie 'nen Verbrecher
Sie starrten auf die Kuh auf meinem Becher
Man demonstrierte hier, das sah ich nun
Für Tierwohl und Veganertum

Ich schwörte, ich sei Vegetarier
Und dass es ohne Milch für mich halt nicht gut geht
Doch der Mob schrie schon: Du nennst es Milch
Doch es ist Brustdrüsensekret

Ich bin 'ne Schande für dieses schöne Land
Denn ich bin laktosetolerant
Es ist 'ne Behinderung, von keinem anerkannt
Ich bin laktosetolerant


Ich werde nicht nur in Cafés
Energisch rausgebeten
Nein, inzwischen darf ich in Berlin
Manche Viertel gar nicht mehr betreten
Und ganz Mitte ist für mich tabu
Weil ich nicht Soja trinke, sondern nur Kuh

Ich bin 'ne Schande für dieses schöne Land
Denn ich bin laktosetolerant
Und damit nicht genug, denn ich muss hier gestehen
Ich vertrag nicht nur Laktose, sondern auch Gluten

Älter

Text & Musik: William Wahl

Morgens um sechs Uhr stehst du auf
Früher hast du da noch einen draufgemacht
Du warst wach die ganze Nacht
Beim Zähneputzen fragst du dich: wer ist der Typ vor dir?
Das bist doch du im Badezimmerspiegel
Und du greifst zur Creme im blauen Tiegel
Es ist nicht alles schlecht, also jetzt mal echt
Schließlich hast du 'nen Rasierpinsel und einen Rasierpinselbehälter
Du wirst älter

Du träumst von 'nem Porsche wie ein Mädchen von 'nem Pferd
Aber du kommst kaum mehr aus dem Sitz von deinem Seat
Immer noch denkst du: Alt sind die andern
Auf deinem Couchtisch Bücher übers Wandern

Abends kommen Freunde, so früh waren sie noch nie da
Damals habt ihr rumgemacht, heute spielt ihr Siedler
Wenn du mal ausgehst, ist schnell der Schwung raus
Du denkst dir: Meine Güte, sehen die Polizisten jung aus

Du fährst nach Holland, um das Meer wieder zu sehen
Im Hotel störst du dich dann an dem Sand zwischen deinen Zehen
Und du denkst dir: früher warst du mit dem Zelt da
Du wirst älter


Du demonstrierst nicht mehr gegen Bomben und Raketen
Du fragst dich: was macht der Krieg mit deinen Aktienpaketen
Unterhältst dich viel zu oft über Zinsen und Policen
Freust dich, wenn du heimfährst, auf das Blumengießen

Du hörst die selben Lieder jetzt seit 30 Jahren
Schade nur, dass dir auch die neuen nichts mehr sagen
Was man dir erzählt, ist so durchschaubar
Die Putzfrau ist teuer, aber sie hält alles sauber

Du fährst nach Holland, um das Meer wieder zu sehen
Im Hotel störst du dich dann an dem Sand zwischen deinen Zehen
Und du denkst dir: früher warst du mit dem Zelt da
Du wirst älter


Und deine Lebensuhr macht tick tack, tick tack
In ein paar Jahren macht sie ticke tacke, ticke tacke
Und dann ganz bald schon macht sie ticketacketicketacke

Magst all die Albernheiten lang schon nicht mehr sehen
Und kannst all das, was sie wollen, schon so lang nicht mehr verstehen
Und du fragst dich: sind die alle so viel dümmer?
Sie sind jünger

Ich Bass

Text & Musik: William Wahl

Du aus, ich an
Du Frau, ich Mann
Du heiß, ich hot
Du Girl, ich Gott
Ich: budugn gudu dadubau
Du: was?
Ich Bass

Ich Mund, die Ohr
Ich ich, die Chor
Die: mimimi mimimi
Ihr: was?
Ich Bass

Ich: bau, ihr: hui!
Die: öh, ihr: pfui!
Ich: hm, ihr: uh!
Die: äh, ihr: buh!
Ich: gägäng gägäng dägägäng
Ihr: krass!
Ich Bass
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